Gründerzeit Ankauf



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Gründerzeit (um 1870)

Begriff

Die Gründerzeit beginnt im Jahr 1871 mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870 und 1871 und umfasst den voranschreitenden Wirtschaftsaufschwung in Mitteleuropa. Die Kriegsentschädigung in Höhe von fünf Milliarden Goldfranc, zu der Frankreich verpflichtet wurde, beflügelten den wirtschaftlichen Aufschwung in den Folgejahren und die damit einhergehenden Welle von Unternehmensgründungen. Die in Gang gesetzte Industrialisierung brachte neue ästhetische Herausforderungen mit sich, vor allem in den Bereichen Architektur und Kunsthandwerk. Die Gründerzeit lässt sich als eine Stilepoche des Historismus begreifen. Hinsichtlich der Zeitspanne, die die Gründerzeit umfasst, gibt es sehr divergente Aussagen; so werden die Jahre 1850 bis 1873, 1871 bis 1890 oder manchmal auch nur die Jahre 1871 bis 1873 als Gründerzeit zusammengefasst. Eine exakte zeitliche Einordnung lässt sich also nur schwer vornehmen.

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Merkmale

Der durch die französischen Entschädigungszahlungen eingeleitete Prozess des zunehmenden Wohlstands spiegelte sich in der Formgebung und Gestaltung der Gründerzeit-Möbel zweifellos wieder. Der in Auftrieb begriffene Lebensstandard sollte zur Schau gestellt werden. So nahm die Wohnkultur eine eindeutig repräsentative und prestigeträchtige Tendenz an. Charakteristisch sind die üppigen, ausladenden, häufig kantigen Grundformen, die durch opulente Ausschmückungen wie etwa auffällige Applikationen und (Muschel-)ornamente aufgelockert wurden. Kennzeichnend ist auch die Verwendung von Pilastern, Säulen, Kapitellen. Basen, Kannelierungen, Balustraden sowie gedrechselten Beinen oder Kugelfüßen. Bevorzugt wurden schwere massive Tische und reich dekorierte Buffets. Kleinmöbel sind in der Gründerzeit dagegen weniger gefragt gewesen. Vornehmlich wurden Hölzer aus Nussbaum und Eiche verarbeitet.

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Aufschwung und Gründerkrise

Neben den französischen Kriegsentschädigungszahlungen trugen auch die Abtretung des Elsass und Lothringens an das Deutsche Kaiserreich und die verschiedenen wirtschaftlichen Maßnahmen im Zuge der Reichsgründung (Zollabbau; einheitliche Handelsgesetzgebung; Vereinheitlichung von Münzwesen, Maßen und Gewichten) erheblich zum enormen konjunkturellen Aufschwung bei. Von entscheidender Bedeutung war auch der Eisenbahnbau, welche eine enorme Impulswirkung auf andere Industriezweige wie den Kohleabbau und den Stahlbau zur Folge hatte. Die Zeit war gekennzeichnet von einem regelrechten »Baufieber« und Gründungen von unzähligen Aktiengesellschaften. Infolge übermäßiger Spekulationen gingen zahlreiche Unternehmen Bankrott und meldeten Konkurs an. 1873 erlebte der Aufschwung mit dem sogenannten »Gründerkrach« ein jähes Ende; die einsetzende und später als »Große Depression« bezeichnete Weltwirtschaftskrise löste die Hochkonjunkturphase der Gründerzeit endgültig ab.

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Architektur und Design

Infolge der beginnenden Industrialisierung stieg die Nachfrage nach Wohnraum derartig, dass ganze Straßenzüge und gar Stadtviertel getreu dem Gründerzeitstil gebaut wurden. Charakteristisch für den Baustil der Architektur ist die vier bis sechs Geschosse umfassende Blockrandbebauung mit ihren pompös gestalteten Fassaden. Die Art der Dekoration orientiert sich an den traditionellen Vorbildern und vergangen Stilen, weshalb die Architektur der Gründerzeit als Historismus bezeichnet wird und verschiedene Stilrichtungen wie die Neugotik, die Neorenaissance und und den Neubarock umspannt, wobei die Neorenaissance die dominierende ist. Gebaut wurden in jener Zeit eine Reihe von Villen und Palais für das Großbürgertum, aber auch eine Großzahl von Mietskasernen für die rasch wachsende Bevölkerung. Kennzeichnend waren auch die innovativen technologischen Entwicklungen – wie etwa der Bau von Stahlfachwerktürmen – sowie deren Einbeziehung in Architektur und Design.

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